Der erste Monat als Auswanderer in Costa Rica [Interview]

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Auswandern nach Costa Rica ist ganz schön anstrengend. Besonders die erste Zeit im Land ist mit vielen Aufgaben verbunden. Welche das sind, lernst du in diesem Interview.

Im zweiten Teil unserer Interview-Reihe mit Rainer und Elisabeth aus der Schweiz, erfährst du, wie die beiden den ersten Monat im Land verbracht haben, was es alles zu erledigen gab und was noch ansteht.

Den ersten Teil findest du hier: Auswanderung richtig planen

tl-buch

Anreise nach Costa Rica als Auswanderer

Willkommen in Costa Rica! Bevor wir aber über Costa Rica sprechen, zuerst die folgende Frage: Wie war der Abschied in der Schweiz und die Reise hierher?

Vielen Dank für die Willkommens-Grüße. Am Sonntag vor der Abreise haben wir uns von meinen Eltern, meiner Schwester und ihrem Mann verabschiedet. Es war sehr schön, und sehr wichtig, aber natürlich schwierig und sehr emotional. Am Montag hatten wir beide einen gesundheitlichen Black Out und wir waren sehr froh, dass uns ein sehr gut befreundetes Ehepaar beim letzten Ausmisten unseres Hauses geholfen hat. Ich glaube, sonst wären wir nie fertig geworden, obwohl andere liebe Freunde in den letzten Wochen immer und immer wieder geholfen haben. Ich glaube, die Hausräumung haben wir etwas unterschätzt.

Am Dienstag sind wir dann mit unserem Hund (großer Schweizer Sennenhund, 43 kg) und unserem Kater (russischer Hauskater, 7,6 kg), sowie 6 großen Koffern plus Handgepäck abgereist. Das mit den Tieren hat uns immer große Sorge bereitet, hatten wir doch keinerlei tierische Reiseerfahrung mit dem Flugzeug. Aber wir müssen sagen, dass alles bestens funktioniert hat. Wir sind morgens um 5 in Zürich zum Iberia Büro, haben die Papiere für die Tiere fertig gemacht und noch Zusatzkoffer gekauft. Dann sind wir zum Check-in-Schalter. Als wir dran kamen, war es, sowohl für uns als auch für den Iberia-Angestellten, der längste Check-in, den wir jemals mitgemacht haben. Aber es war entspannt. Unsere Freunde, die uns zum Flughafen begleiteten, haben sich in der Zeit um „Bess“, unsere Hündin, gekümmert.

Als wir nach ca. 45 – 60 Minuten mit dem Check-in fertig waren, brachten wir „Bess“ zum Sperrgut, ließen sie in die Flugbox einsteigen und gaben sie dann, mit einem äußerst komischen Gefühl, dem Flughafenmitarbeiter ab. Mogli, unser Kater, durfte mit in die Kabine. Sowohl bei der ersten Etappe bis Madrid und dann im Langstreckenflug bis nach San José mussten bzw. durften wir mit anderen Reisenden die Plätze tauschen, da wir ansonsten kein Platz für den Kater am Boden gehabt hätten. Alle waren sehr freundlich und entgegenkommend. In San José angekommen war der erste Gang über den Zoll bzw. die Migración. Und hier haben wir echt gestaunt, kam doch eine Beamtin aus Ihrem Häuschen und holte uns mitten aus der Reihe, weil sie gesehen hatte, dass wir ein Tier dabei hatten. Sie dachte zwar, es sei der Hund, nachdem wir ihr aber gesagt hatten, es sei die Katze stellten sie fest, dass der Hund ja dann im Frachtraum sei. Also von Zürich bis San José wussten alle über den Tiertransport Bescheid und wir wurden tatsächlich bevorzugt behandelt.

In Costa Rica einreisen

Wie hat es mit der Einreise geklappt? Musstet ihr eigentlich ein Rückflugticket vorweisen, wie die Touristen? Oder wie lief das bei euch ab?

Die Einreise hat perfekt funktioniert, dies natürlich, weil wir alles gut vorbereitet hatten, alle notwendigen Papiere dabei hatten und alles korrekt war. Bezüglich Rückflugticket muss ohnehin erwähnt werden, dass ein One-Way-Ticket teurer gewesen wäre als ein Hin- und Rückflug. Also haben wir Hin- und Rückflugticket für Elisabeth und mich gekauft, den Rückflug allerdings so spät wie möglich angesetzt. In unserem Fall im September. Doch tatsächlich war dies bereits ein Thema beim Einchecken in Zürich. Der freundliche Schalterbeamte befürchtete, dass wir in Costa Rica nicht ohne ein gültiges Rückflugticket innerhalb von 3 Monaten einreisen können. Als wir ihm dann aber die Bestätigung vorlegen konnten, dass unsere Anträge zur Aufenthaltsbewilligung in Costa Rica angenommen wurden und er sich bei seiner Chefin rückversichert hatte, nahmen sie uns doch mit. In San José angekommen, interessierte sich jedoch niemand mehr dafür. Vielleicht lag es am „Tier-Bonus“.

Nachdem wir also unheimlich schnell durch die Migración gekommen waren, ging ich zum Sperrgut-Band und wartete auf Bess während Elisabeth schon zum Kofferband ging. Als Bess kam, war sie ganz ruhig, bis sie mich sah. Sie freute sich riesig, flippte aber trotzdem nicht aus. Ein Flughafenmitarbeiter half mir, sie auf einen großen Gepäckwagen zu verladen und lud dann anschließend auch noch die Koffer auf. Beim eigentlichen Zoll haben wir dann nur noch die Papiere für unsere 2 Begleiter gezeigt und alles war tipptopp.

Draußen vor der Tür hat dann schon der Fahrer von unserem tierfreundlichen Hotel „Coconut House“ in Alajuéla gewartet. Dies ist übrigens wirklich sehr zu empfehlen. Nicht weit vom Flughafen, sehr gut gelegen und sehr nette Gastgeber.

Erste Schritte für Auswanderer

Es ist nun circa einen Monat her, seit ihr in Costa Rica angekommen seid. Was habt ihr bisher gemacht?

Ich glaube, alle, die sich etwas mit Costa Rica bzw. den bürokratischen Hürden und langen Wartezeiten auskennen, die man zur Erledigung verschiedener Sachen braucht, werden nun sagen: „das kann ja gar nicht sein“. Aber es ist wirklich so! Unser Freund Tobias Drayer, seit bald 9 Jahren in Costa Rica wohnhaft und für Lothar Kahl Immobilien tätig, hat Unglaubliches geleistet! Ca. 3-4 Wochen vor unserer Abreise bat ich ihn, diverser Fahrzeuge für mich anzusehen, was er dann auch zusammen mit einem Mechaniker machte. Nachdem ich dann eines ausgewählt hatte, bat ich ihn, den Kauf zu organisieren.

Bereits am ersten Tag in Costa Rica haben wir bis mittags um 13.00 Uhr, dank des Organisationstalents von Tobias, Folgendes erledigt – und das inkl. Fahrt nach San José in der Hauptverkehrszeit:

  1. Vervollständigen unseres Antrages auf Aufenthaltsbewilligung auf einem speziellen Amt (keine Ahnung wie es heißt), d.h. persönliche Merkmale und Fingerabdrücke abgeben. (Anmerkung von Tropenwanderer: Fingerabdrücke müssen bei der Polizei abgegeben werden.)
  2. Anmeldung auf der Schweizer Botschaft (trotz vergessenen Heimatscheinen im Hotel, diese wurden per Motorradbote nachgeliefert).
  3. Autokauf und Übergabe beim Anwalt.
  4. Abschluss eines Handyvertrages auf unsere Firma (hierzu ist ein gültiger Firmenauszug nötig, den wir zuerst noch ausstellen lassen mussten).
  5. Abschluss einer entsprechenden Autoversicherung.
  6. Abschluss einer privaten Krankenkasse.

Wie gesagt, das war der erste Vormittag! Hier nochmals unseren herzlichsten Dank an Tobias.

Danach haben wir es etwas ruhiger angehen lassen. Wir haben dann noch eine Anmeldebestätigungen von der Botschaft benötigt, haben die ersten Großeinkäufe gemacht (dazu ein Konto bei Price Smart eröffnet, einem Supermarkt bei dem man Großmengen kaufen kann) und dann das Auto gepackt, um nach Sámara umzuziehen.

Kaum dort angekommen haben wir auch schon die Mitteilung erhalten, dass unsere Aufenthaltsbestätigung fertig sei und wir uns nur noch bei der staatlichen Gesundheitsfürsorge, der CCSS, anmelden müssten. Das geht wiederum ein paar Tage und dann können wir einen Termin bei der Migración ausmachen.

Seither akklimatisieren wir uns, erkunden die Gegend, treffen uns mit Bekannten und Freunden, schauen uns nach Liegenschaften um, kommunizieren mit Verwandten und Freunden, veranlassen die letzten Zahlungen in der Schweiz, verfolgen die Fortschritte beim Hausverkauf in der Schweiz und sind einfach nur froh, dass wir den Schritt gemacht haben.

Herausforderungen für Auswanderer

Man plant ja einiges… Hat bisher alles geklappt oder gab es unerwartete Schwierigkeiten?

Schwierigkeiten, wenn man das so nennen kann, hatte ich, als ich eine costa-ricanische Rechnung auf der Bank bezahlen wollte und der Empfänger das Konto weder bei der BNCR (Banco Nacional Costa Rica) noch bei der BCR (Banco Costa Rica) hatte. Es war schlicht nicht möglich, auf einer der beiden Banken, egal ob man dort ein Konto besitzt oder nicht, eine solche Zahlung vorzunehmen. Zuerst zweifelte ich natürlich an mir. Ich habe dann einer Kollegin das Geld in bar gegeben und sie gebeten, die Rechnung via Online-Banking zu begleichen.

Zwei Tage später rief sie mich an und sagte, es funktioniere nicht. Ich habe dann so lange beim Rechnungssteller gebohrt, bis ich über Umwege ein Konto bei der BCR genannt bekam. Es empfiehlt sich hier, so sagen alle, es nicht zu hinterfragen, keinen Grund dafür zu suchen, sondern einfach zu wundern und zu akzeptieren!

Was sind die nächsten Schritte?

Weiterhin hoffen, dass unser Haus in der Schweiz bald verkauft wird, so dass wir über die nötigen finanziellen Mittel für einen Kauf hier verfügen. Um dann gerüstet zu sein, schauen wir weiträumig Liegenschaften an und treffen vielleicht schon eine Vorauswahl.

Dann stehen noch die letzten Schritte bis zum Erhalt der Cédula (Ausweis der Aufenthaltsbewilligung) an. Sobald wir diese physisch in den Händen halten, können wir dann auch noch unseren Führerschein umschreiben lassen (vorausgesetzt wir bestehen die medizinische Untersuchung), da internationale Führerscheine nur 3 Monate gültig sind. Zu guter Letzt dann noch ein Bankkonto eröffnen, wobei unser Anwalt da bereits dran ist.

Zudem versuchen wir unsere Homepage aktuell zu halten und immer wieder News zu veröffentlichen. Übrigens kann man sich auf unserer Homepage, genau wie auf Tropenwanderer.com, für einen Newsletter anmelden, so bleibt man bei Interesse auf dem Laufenden!

Das neue Leben in Costa Rica

Hattet ihr auch schon die Möglichkeit, das neue Leben in Costa Rica ein wenig zu genießen? Und falls ja, wie sah das aus? Einfach am Strand liegen?

Natürlich, wir genießen jeden Tag. Wenn man von erneuten Wintereinbrüchen in der alten Heimat hört, fällt das überhaupt nicht schwer. Wir genießen aber nicht nur das Wetter, sondern das „Unbeschwerte“. Keine Hektik. Auch wenn 20 Leute vor einem in der Bank stehen, man plaudert und wartet. Völlig entspannt.

Natürlich waren wir auch am Strand, wobei wir erstens nicht die „Strand-Lieger“ sind, und zweitens nicht so aussehen wollen wie viele Gringos, die sich stundenlang in die Sonne knallen und sicher am Abend im Dunkeln leuchten! Die Schmerzen möchten wir nicht haben! Für alle, die es nicht glauben wollen, probiert es eben aus! Aber sonst empfehlen wir erstens Sonnenschutzfaktor 60 und Schatten. Aber die Strände sind wunderschön und ich hatte noch nie so eine große Badewanne vor der Haustüre!
Fantastisch!
Pura vida!

Auch für diese Antworten danken wir euch wieder, Rainer und Elisabeth! Es freut uns zudem auch, dass bisher alles so gut funktioniert hat. Nicht alle Auswanderer sind so gut vorbereitet wie ihr. Aber genau das soll ja auch die Idee der Interview-Serie sein: Eine Möglichkeit für andere potenzielle Auswanderer noch ein paar gute Tipps zu bekommen.

Hast du noch Fragen an Rainer und Elisabeth? Oder hast du selbst schon die Erfahrungen gemacht? Dann schreib uns doch einen Kommentar. Wir freuen uns auf deine Meinung!

Dani Schenker

Ich lebe seit Januar 2008 in Costa Rica, seit 2013 sogar ganz offiziell, mit Aufenthaltsbewilligung und alles was dazu gehört. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit diversen Internetdienstleistungen. Ich wohne mit meiner Familie in Paraíso, in der Nähe von Cartago.

2 Kommentare

  1. Magdalena

    Hallo ihr Auswanderer
    Ich plane auch mit meinem Hund auszuwandern – dies aber nur für 6 – 8 Monate. Leider kann ich beruflich bedingt nur im Winter, also Ende Dezember ca. weg und muss somit meinen Hund vom kalten Österreich in die heißen Tropen befördern.
    Hier in der Stadt in Wien wo wir auch bis zu 40 Grad oft haben geht es, er verträgts trotz langem schwarzen Fell ganz gut, jedoch sorge ich mich darum ihn im Winter in die Tropen zu befördern.
    Habt ihr dazu Erfahrungen, Tipps, etc. ?

    Antworten
    • Dani Schenker

      Hallo Magdalena,
      schöne, dass du noch mehr Zeit in Costa Rica verbringen willst.
      Ich habe leider selber gar keine Erfahrungen mit Hunden.
      Wichtig wäre aber zuerst einmal diese Frage: Wo willst du in Costa Rica wohnen?
      Da wo ich wohne, hatten wir noch nie 40 Grad 😉
      Generell sind 40 Grad in Costa Rica eher selten. Von daher frage ich mich also, ob das wirklich ein Problem darstellt 😉

      Antworten

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