Kulturschock in Costa Rica

von | 7 Kommentare

Eine ziemlich hohe Anzahl an Auswanderern, kehren nach einem Zeitraum von ca. 1 Jahr wiederum in ihre alte Heimat zurück.

Wieso ist dies so?

Nun, nachdem du eine Reise – oder vielleicht sogar mehrere – durch dieses traumhafte Land mit seinen wunderschönen Stränden, seinen herzlichen Bewohnern, den sich abwechselnden Naturlandschaften wie der riesigen Artenvielfalt gemacht und eine super Zeit hattest, kann es dir in den Sinn kommen das zeitweise grau in grau Zentraleuropas hinter dir lassen zu wollen.

Vielfach ist dies bereits schon der springende Punkt; als Tourist im Land hast du eine gute Zeit. Alle Personen, welche an dir verdienen, werden tunlichst dafür sorgen. Aber das eigentliche Leben in Costa Rica ist nicht genau das, was du so als Tourist erlebst.

tl-buch

Kulturschock

Der Kulturschock ist schlussendlich einer der meisten Gründe für das Rückwandern.

Was ist der Kulturschock? Der Begriff wurde durch Cora DuBois eingeführt und beschreibt einen schockartigen Gefühlszustand nach Zusammentreffen mit einer fremden Kultur. Die Symptome werden wie folgt beschrieben:

  1. Stress aufgrund der Belastung, die notwendigen psychischen Anpassungsleistungen zu erbringen.
  2. Ein Gefühl des Verlustes in Bezug auf Freunde, Status, Beruf und Besitztümer.
  3. Ein Gefühl der Ablehnung, weil man sich von Mitgliedern der neuen Kultur abgelehnt fühlt oder diese selbst ablehnt.
  4. Verwirrung über die eigene Rolle, über die Rollenerwartungen anderer, über Werte, über die eigenen Gefühle und die eigene Identität.
  5. Überraschung, Angst und Empörung, nachdem man sich des vollen Ausmasses der kulturellen Unterschiede bewusst wird.
  6. Ohnmachtsgefühl, weil man meint, mit der neuen Umgebung nicht zurechtzukommen.

Was meint man mit den Symptom-Punkten?

Klar, eine Auswanderung in ein fremdes Land, bedeutet auch, dass du einiges zurücklassen musst. Dies beinhaltet Freunde, Familie. Aber auch andere wie das lieb gewonnene Heim, den erarbeiteten Posten im letzten Job, usw.

Dass du dich hier in Costa Rica abgelehnt fühlen wirst, wage ich persönlich zu bezweifeln. Ich habe noch nicht einmal eine Ablehnung gegenüber meiner Person gefühlt. Auch höre ich immer wieder von anderen ausländischen Gefährten hier im Land, dass sie noch nie auch nur im entferntesten eine Ablehnung verspürten, sondern herzlich willkommen geheissen werden. Die Ticos sind äusserst freundliche Personen (Lies mehr über die Ticos oder was du tun oder nicht tun sollst, wenn du von jemandem eingeladen wirst).

Der Punkt der Ablehnung könnte eher auf dich zurückkommen. Nämlich in dem Fall, wenn du die hiesige Kultur, welche dir fremd ist, ablehnst oder auch die Umstände wie etwas organisiert ist vielleicht. Eine Ablehnung passiert einem Ausländer eher in Europa…

Wie unterscheidet sich Costa Rica von Zentraleuropa?

Einige Beispiele meinerseits.

Das glücklichste Land der Welt

Die Ticos sind grundsätzlich sehr gut gelaunt. So kommt es vor, dass du von wildfremden Leuten auf der Strasse oder im Restaurant angesprochen wirst. Die Relationen zu den Mitmenschen sind wichtig.

Die Menschen sind hilfsbereit und wenn du jemanden nach dem Weg fragst, dann gibt man sich Mühe zu helfen. Auf die andere Seite reagieren Ticos auf schlechtgelaunte Menschen. Wenn du schlechtgelaunt bist, dann stichst du hier heraus.

Lies mehr zum Thema „Das glücklichste Land der Welt“ und hier zu den Ticos selbst.

Sunset at Quepos, Puntarenas

Foto: kansasphoto

Pura vida auf Behördengängen

Du bist überrascht wie locker man es hier sieht.

Du bist später aber vielleicht auch empört in einem Bankinstitut eine volle Stunde zu warten, bis du an der Reihe bist. Dies, um dann noch einmal 20min zu warten bis das passende Dokument, welches man benötigt, gedruckt ist.

Oder wenn du mehrere Stunden in der Migration darauf wartest ein Foto für deine cédula (Identitätskarte) machen zu lassen, da es Mittagszeit ist und die Angestellten schlicht alle Schalter schliessen…

Dies sind Erfahrungen, die ich persönlich gemacht habe und vielleicht auch etwas extrem. Es gibt auch viele positive Beispiele; die RTV z.B.

Geduld ist eine Tugend, so sagt man. Wenn du diese nicht mitbringst oder hier lernst, dann wird dir der Schuh drücken.

Mehr zum Thema Aufenthaltsbewilligung.

Mehr zum Thema Riteve oder RTV.

Mehr zu pura vida.

Nichts zu meckern

Was mich anfänglich überraschte war, dass sich niemand beklagt so lange warten zu müssen. In der Schweiz wäre ich wahrscheinlich von meinem Chef schon längst verwarnt worden, nachdem eine Meute sich beschwerender Kunden sein Büro belagerten. Hier nicht. Man weiss einfach, dass es so ist und es sich nicht einfach ändern lässt.

Dies mag dir befremdend anmuten.

Ein Betroffener berichtet…

Es ist ein paar Jahre her als ich etwas über den Kulturschock las. In einem Interview gab da ein Südamerikaner an, dass es sich in den USA nur um das Geld dreht. Geld, Arbeit, Geld und noch einmal Arbeit. Du kannst dies, so denke ich, praktisch 1:1 auf Costa Rica in Relation zu Zentraleuropa übertragen.

In Europa dreht sich viel um die Arbeit sowie das Geld, welches du damit machen und natürlich wie und wo du es ausgeben kannst. Das ist ein wichtiger Punkt, da hier in Costa Rica sich alles mehr um die Familie, Freundschaft sowie andere Werte dreht.

Selbstverständlich benötigst du auch hier Geld, um zu überleben. Die Sichtweise ist jedoch „Arbeiten um zu leben“ und nicht umgekehrt.

Fazit

Was wir hier bei Tropenwanderer immer und immer wieder erwähnen und betonen:

  • Bevor du dir überlegst nach Costa Rica (oder irgend ein anderes Land) auszuwandern, solltest du es mindestens verschiedene Male und zu verschiedenen Jahreszeiten bereist haben (Lies mehr darüber: Die Regenzeit in Costa Rica).
  • Auch solltest du dich etwas näher mit den Einheimischen beschäftigen und deren Events besuchen oder mit Ihnen interagieren (Wie integriere ich mich als Ausländer?).
  • Mach nicht den Fehler nur das schöne Wetter zu sehen (Ich weiss, es ist wirklich ein angenehmes Klima hier…).
  • Erkundige dich regelmässig über News im Land und die politische Situation.
  • Lerne die Sprache, in diesem Fall Spanisch.
  • Lese über das Land in möglichst vielen Foren usw., und selbstverständlich auf Tropenwanderer!
Tipp: Ausserdem, kennst du bereits unser eBook zum Thema Auswandern? Du kannst es dir hier gratis herunterladen: „Bist du auch ein Tropenwanderer?“

Was meinst du? Hast du vielleicht eine Zeit lang hier gelebt und musstest dann aus oben beschriebenen Gründen wieder rückwandern? Deine Meinung interessiert uns – teile sie mit uns!

Pura vida!

Titelbild: Martin Fisch

Marc Tschallener

Meine Frau und ich wohnen seit Dezember 2014 in der Stadt Cartago im Zentraltal Costa Ricas. Was für meine Frau eine Rückkehr in ihr Heimatland, ist für mich eine Auswanderung aus der Schweiz nach Zentralamerika. Hier arbeite ich im Tourismus-Bereich und bin dir gerne dabei behilflich deine Reise nach Costa Rica zu arrangieren.

7 Kommentare

  1. Elisabeth

    Das passiert mir sicher nicht. Kulturschock hätte ich wenn ich wieder in die CH müsste.

    Antworten
    • Marc Tschallener

      Hi Elisabeth,

      danke für deinen Kommentar!
      Dann bist du bereits länger hier? Oder wie kann man dies verstehen? Dann hat dir die Kultur der Ticos von Anfang an allfällig mehr zugesagt.

      Auf alle Fälle, pura vida!
      Marc

      Antworten
  2. Lina

    Ich war ja drei Monate in Costa Rica und habe viele verschiedene Orte, Menschen und auch Klimazonen kennengelernt. Es war eine Umstellung und eine andere Kultur, aber der Kulturschock zurück in der Schweiz war ehrlichgesagt viel grösser. Es ist viel einfacher, sich auf dieses puravida-Leben einzulassen, als danach wieder in die korrekte, genaue, pünktliche und arbeitsame Schweiz zurückzukommen. Gerade die Menschen in der Schweiz schienen mir so ernst und kalt. Also umgekehrt (nach Costa Rica gehen) finde ich persönlich einfacher. 🙂 Aber vielleicht ist es auch anders, wenn man beschliesst, in Costa Rica für mehrere Jahre (oder immer) zu leben.

    Antworten
    • Marc Tschallener

      Hi Lina,

      danke für deinen Kommentar!

      Ja, ich höre dies von einigen Auswanderern hier. Sie können sich nicht vorstellen wieder zurück zu gehen in die alte und kalte Heimat. Kalt gemeint mit dem Wetter und teilweise auch mit den Menschen.
      Wenn man sich also auf den pura vida-Lifestile einlassen und ihn annehmen kann, hat man keine Probleme.
      Trotzdem sprechen die Statistiken für sich und es fängt vielfach dann an zu drücken, wenn man einen Service unbedingt benötigt. Hier läuft vieles sehr sehr sehr viel langsamer und auch komplizierter. Kann sein, dass dies dann erst eine Rolle spielt, wenn man effektiv hier lebt oder sich niederlassen möchte.

      Vielleicht bist auch du eine künftige Tropenwandererin!

      Anyway, pura vida aus Costa Rica,
      Marc

      Antworten
  3. Wolf

    Hallo Marc,
    Vielen Dank für die Informationen, die bei dir zu finden sind.
    Ich habe eine Statistik gesehen, wonach sich die Zahl der Deutschen, die nach Costa Rica auswandern in etwa die Waage hält mit der Zahl der Deutschen, die das Land wieder verlassen.
    Woran könnte das deiner Meinung nach liegen?

    Viele Grüße
    Wolf

    Antworten
    • Dani Schenker

      Hallo Wolf,
      leider habe ich keine konkrete Antwort auf deine Frage. Aber ich bin mir sicher, dass Marc einige Gründe hier anspricht.
      Im weiteren ist es schlichtweg nicht so einfach auszuwandern… Es kann leider sehr viel schief laufen, was einen dazu bringen könnte, wieder zurück zu gehen.
      Pura vida!

      Antworten
      • Wolf

        Ja, das Leben eben

        Antworten

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