Als fünfköpfige Familie mit dem Auto durch Costa Rica

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Im Juli / August 2019 haben Urs und ich unseren Traum wahr gemacht und sind nach Costa Rica gereist. Wir, also zwei Erwachsene und drei Kinder (14, 12 und 8 Jahre), hatten einen ganzen Monat zur Verfügung, mussten aber feststellen, dass selbst das viel zu wenig Zeit für dieses faszinierende Land war.

Schließlich entschieden wir uns für diese Route:

San José, Tortuguero, Puerto Viejo, Irazú, Corcovado Nationalpark, Manuel Antonio, Monteverde, Boca Tapada, Arenal, Rio Celeste, Samara und wieder zurück nach San José.

Reiseroute Costa Rica 2019

Reisevorbereitung

Edelweiss fliegt zweimal in der Woche direkt von Zürich nach San José. Wir buchten online und hatten einige Sekunde später das E-Mail mit den E-Tickets. Doch dann tauchten die Unsicherheiten auf. Wie reisen wir? In einer Gruppe oder individuell? Reisegruppe mit Kindern klang nicht verlockend. Also lieber individuell? Das Stöbern im Reiseführer half uns nicht weiter. Zu viele abstrakte Informationen. Wir fanden im Internet ein Costa Ricanisches Reisebüro. Jessica von Tierra Verde stand uns mit Tipps zur Verfügung, sodass wir uns, trotz der Bedenken unseres Umfeldes entschieden, selber zu fahren.

Die Unterkünfte reservierten wir vorab, da auch Juli und August zur Hauptreisezeit gehören.

Unterwegs merkten wir allerdings, dass es nicht unbedingt notwendig ist. Wer flexibel ist, kann leicht eine Unterkunft spontan und vor Ort finden. Wir trafen einige (auch mit Kindern) an, die so unterwegs waren.

Zugebucht haben wir nur das Frühstück. Mittag- und Nachtessen gab es unterwegs.

Kriminalität

Immer wieder hört man von der zunehmenden Kriminalität in Costa Rica. Das letzte Mal las ich kurz vor der Abreise in einem Reisebericht über eine Situation, die mir die Haare zu Berge stehen ließ. Ich fragte mich, ob die Reise wirklich eine gute Idee war, vor allem mit Kindern.

„Du kannst überall überfallen werden“, versuchte Urs mich zu beruhigen. „Auch vor der eigenen Haustür.“ Und tatsächlich: Wir hatten keinen gefährlichen Zwischenfall und wir fühlten uns immer sicher.

Mietwagen / selber fahren

Empfehlenswert ist ein Allradwagen, da nicht alle Straßen asphaltiert sind und je nach Gegend die Straßen in einem abenteuerlichen Zustand sind. Die Schlaglöcher haben manchmal gefühlt die Tiefe eines Kraters und tauchen stets unverhofft nach einer Kurve auf. Besonders, wenn du dich von den Haupttouristenströmen verabschiedest.

Für Kinder bis 12 Jahre unter 140 cm benötigst du einen Kindersitz. Wir haben eine Sitzerhörung aus der Schweiz mitgebracht. Die war völlig ausreichend.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Plane für die Fahrten genügend Zeit ein, obwohl die Distanzen auf der Karte nicht groß erscheinen. Teilweise hat es viel Verkehr und viele große Trucks sind unterwegs, die nur langsam die steilen und kurvigen Straßen entlangkriechen.

Wir hatten einen Internet-Hotspot im Auto und konnten so das Handy / Tablet als Navi gebrauchen. Außerhalb der Ortschaften ist der Internetempfang allerdings nicht immer vorhanden. Daher ist es gut, wenn du zusätzlich eine Karte mit dabei hast.

Mit dem Mietwagen in Costa Rica

Eingewöhnen

Wir waren froh, dass wir uns entschieden haben, am Anfang den Tortuguero Park zu besuchen. Wir wurden am Morgen nach unserer Ankunft ganz touristenmäßig mit einem großen Bus von dem Guide abgeholt. Nach einem Zwischenstopp in Guapiles mit Frühstück ging es weiter zu dem Boot, das uns zur Lodge brachte, die nur auf dem Wasserweg oder über die Luft erreichbar ist. Das hieß, wir mussten uns um nichts kümmern und konnten unser Gehirn auf Stand-by schalten, damit wir uns in Ruhe akklimatisieren, den Jetlag besiegen und ein erstes Gefühl für das Land und dessen Schönheit bekommen konnten.

Tortuguero

Reisezeit

„Im Sommer ist Regenzeit“, liest du überall. Das war einer der Punkte, die uns bisher abgehalten hat, nach Costa Rica zu reisen. Unsere großen Ferien sind nun mal im Sommer. Allerdings fanden wir im Internet die Information, dass es in der Regenzeit nicht dauernd regnet. Das stimmt, und wir konnten viel machen, obwohl uns das Wetter hin und wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

„Dafür siehst du mehr Tiere in der Regenzeit als in der Trockenzeit“, wurde uns immer wieder gesagt. Ob das stimmt, können wir nicht beurteilen.

Ein wichtiges Muss sind Regenkleider. Ideal ist ein Regencape, das du überall kaufen kannst. Gummistiefel sind ebenfalls empfehlenswert, müssen aber nicht ins Reisegepäck, da du sie überall mieten kannst oder sogar von der Unterkunft zur Verfügung gestellt bekommst.

Ein Nachteil ist sicher die hohe Luftfeuchtigkeit. Wenn die Kleidung – wir hatten Funktionskleidung dabei – nass geworden war, war sie sogar nach zwei Tagen nicht trocken.

Wegen der vielen Mücken gehören unbedingt langärmelige Shirts und lange Hosen ins Gepäck. In Boca Tapada war es zum Beispiel ganz schlimm, und wir mussten bei 35 Grad und knapp 100% Luftfeuchtigkeit mit langärmeligen Kleidern ausharren. Das hat zwar die Anzahl Stiche reduziert, aber angenehm war es trotzdem nicht.

Menschen / Essen

Pura Vida ist wirklich das Motto. Die Ticos sind hilfsbereit und freundlich. Spanisch brauchst du nicht unbedingt, denn mit Englisch kommst du sehr weit.

Besonders fein war der Gallo Pinto auf der Karibikseite, der dort in Kokosnussmilch gekocht wird. Von den süßen Früchten konnten wir während der ganzen Ferien nie genug bekommen.

Was bemerkenswert ist, ist das Trinkwasser. Das Leitungswasser war, bis auf an wenigen Orten (Corcovado und Boca Tapada) trinkbar. Die Regel „peel it, boil it, cook it or forget it“ trifft auf Costa Rica nicht zu. Wir haben alles gegessen, egal ob es Eiscreme oder Salat war.

Natur

Die Vegetation und Tierwelt von Costa Rica ist wirklich faszinierend. Die dichten Urwälder und die unberührte Natur haben uns beeindruckt. Wenn du neben einem dieser Baumgiganten stehst, kommst du dir klein und unbedeutend vor.

Schwer ist es aber, in diesem Grün die Tiere auszumachen. Allerdings ist eins sicher: Sie sehen dich immer.

Hilfreich ist es daher, einen Guide dabei zu haben, der das Auge und die Erfahrung hat, die Tiere zu finden. Zwar ist das eine Zusatzbelastung für das Reisebudget (die Eintritte sind als fünfköpfige Familie recht teuer – 20 Dollar pro Person waren durchaus der Standard, und es gab nicht immer eine Kinderermäßigung), aber es lohnt sich. So durften wir zum Beispiel im Cahuita Park alle fünf Meter ein Tier entdecken. An den Fledermäusen, der gelben Schlange und an dem Kolibrinest wären wir beispielsweise bestimmt ohne unseren Guide vorbei gelaufen.

Kolibrinest

Unsere persönlichen Reisehighlights

Puerto Viejo / Cahuita Nationalpark

Zuerst wollte ich nicht in den Süden auf der Karibikseite, aber Urs hat sich durchgesetzt. Und ich bin froh darüber. Puerto Viejo ist ein nettes Dorf mit viel Ruhe und Gelassenheit. Perfekt für alle, die einen Gang herunterschalten wollen.

Ungefähr 20 Kilometer nördlich liegt der Cahuita Nationalpark, durch den ein Rundwanderweg führt. Wir persönlich sind nicht weit gekommen. „Schuld“ daran war unser Guide, den wir vor Ort gebucht haben. Er hat alle paar Meter ein Tier entdeckt: Brüllaffen, Kapuzineraffen, Leguane, Waschbären, Fledermäuse, Faultiere, Schildkröten, eine Lanzenotter, ein Kolibrinest und vieles mehr. Nach zwei Stunden Tierexpedition ruhten wir uns am Strand aus und planschten in den Wellen. Zum Baden ist dieses noch zu sagen: Sowohl auf der Karibik- als auf der Pazifikseite musst du genau schauen, wo du badest. Es gibt teilweise gefährliche Strömungen.

Pura vida - ein Affe in Costa Rica

Corcovado Nationalpark

Wir haben uns vier Nächte in der Casa Corcovado Lodge gegönnt. Diese Lodge ist unmittelbar neben dem Park und nur mit einem Boot zu erreichen. Das Boot hat uns in Sierpe abgeholt, wo wir unser Auto auf einem bewachten Parkplatz stehen lassen konnten. Nach circa zwei Stunden Bootsfahrt erreichten wir die Lodge erreicht. Dort mussten wir vom Boot aus an den Strand waten und hatten das Gefühl, im Paradies angekommen zu sein.

Corcovado Nationalpark

Corcovado Strand

Mit dem Boot fuhren wir zur Caño Island zum Schnorcheln. Auf dem Weg dorthin trafen wir Walmütter mit ihren Babys und Delfine. Das Riff selber ist angegriffen und gar nicht mehr farbenfroh. Hier merkst du leider den Klimawandel. Die bunten Fische sind allerdings geblieben. Wir sahen einen Riffhai und zwei Oktopusse. Vor uns schwamm eine Wasserschildkröte.

Den Nationalpark erwanderten wir von der Lodge aus zu Fuß. Leider sahen wir keinen Tapir, sondern nur dessen Spuren. Dafür sahen wir Spideraffen und Brüllaffen, Vögel und Krokodile. Einen kleinen Schrecken gab es, als ich den Guide fragte, ob die Krokodile, die wir am Flussufer gesehen hatten, ins Meer schwimmen.

„Ja“, hat er geantwortet. „Und sie schwimmen in dem Fluss, durch den wir gerade gewatet sind.“

Krokodil in Costa Rica

Rainmaker Rainforest

Dieser kleine privat geführte Park befindet sich eine halbe Stunde nördlich Manuel Antonio. Zwar ist der Eintritt ähnlich hoch wie in den bekannteren Parks, aber es gibt wegen der abgeschiedenen Lage kaum Leute. Die Fahrt dorthin ist leider landschaftlich nicht reizvoll. Sie ist von Palmölplantagen geprägt, die offenbar auch in Costa Rica Einzug gehalten haben.

Durch den Park führt der Weg abwechselnd am Boden und über Hängebrücken. Eins der Highlights sind die vielen Wasserfälle, in deren erstaunlich kalten Pools du baden und dich erfrischen kannst.

Monteverde

Monteverde ist total touristisch“, haben wir immer wieder gehört. Aber es hielt sich in Grenzen.

Wir besuchten auf eigene Faust das Ecological Sanctuary. So alleine unterwegs realisierten wir erneut, wie hilfreich ein Guide wäre, denn wir sahen keine Tiere. Dafür war es eine nette Wanderung durch den Nebelwald.

Außerdem waren die Hängebrücken für uns ein Muss. Die neue Perspektive, den Regenwald von oben zu sehen und mal auf die Affen herab- und nicht hochschauen zu müssen, hat uns sehr gut gefallen.

Rückblickend hätten wir hier gerne längere Zeit als drei Nächte verbracht.

Affen in Monteverde

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Rio Celeste

Auch hier hieß es, wie abschreckend es sein soll. Zwar hatte es viele Leute, aber es hielt sich in Grenzen. Vermutlich, weil es den ganzen Tag geregnet hat. Die meisten liefen nur bis zum Wasserfall. Wir trotzten dem Wetter (es ist ja warmer Regen) und gingen weiter. Je weiter du in den Park vordringst, desto weniger Leute hat es. Am letzten Aussichtspunkt, an dem beim Zusammenfluss die chemische Reaktion den Fluss blau färbt, waren wir alleine. Die blaue Farbe des Wassers ist faszinierend.

Nationalpark Rincón de la Vieja

Es war eine spontane Entscheidung, auf dem Weg von Rio Celeste nach Samara einen Abstecher zu dem Rincón de la Vieja zu machen. Der Weg zum Gipfel war zu diesem Zeitpunkt gesperrt und hätte zeitlich nicht drin gelegen.

Wir entschieden uns für den Rundweg „La Pailas“. Es stank nach Schwefel. In den Schlammlöchern blubberte es. Aus Erdspalten zischte Dampf. Besonders waren wir von der Landschaft fasziniert, die sich stark von der bisher erlebten unterschied. Es kam das Gefühl auf, wir wären in der Mittelmeerregion, da alles relativ trocken wirkte. Zu gerne wären wir länger geblieben und zu den Wasserfällen gewandert, aber leider hat die Zeit nicht gereicht.

Samara

Dieser kleine Badeort am Pazifik, den wir am Ende unserer Reise für einige Tage Erholung am Strand ausgesucht hatten, ist zwar touristisch, aber es geht alles seinen gemütlichen Gang. Tierra Verde hat für uns ein Ferienhaus organisiert, das sich als Villa entpuppt hat. Nach über drei Wochen unterwegs war es genau das Richtige, um unser Gepäck rückreisetauglich zu machen, die Seele nochmals richtig am Strand baumeln zu lassen und pura vida zu spüren. Wir fuhren jeweils zum Playa Carillo. An diesem wunderschönen Strand außerhalb von Samara hatte es mit uns nie mehr als zehn Leute.

Sonnenuntergang in Samara

Fazit

Costa Rica mit Kindern? Ein definitives Ja. Kinder profitieren so viel vom Reisen. Unsere hatten Spaß an der Natur, die es bei uns nicht mehr so zu erleben gibt. Die Tierwelt ist etwas ganz Besonderes.

Okay, Costa Rica ist teuer. Besonders, wenn man zu fünft unterwegs ist. Aber es ist ein faszinierendes Land. Uns hat die Abwechslung erstaunt. Du fährst 30 Kilometer und schon sieht alles ganz anders aus.

Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Nimm dir an den jeweiligen Orten genügend Zeit und eile nicht von einem zum nächsten. Weniger ist definitiv mehr.

In diesem Sinne wünsche ich euch pura vida.

Pura vida

Über die Autorin

Hallo zusammen,
ich wohne mit meiner Familie im Kanton Aargau, Schweiz. Eigentlich schreibe ich Krimis, aber hin und wieder gibt es einen Bericht über unsere Reiseerfahrungen. Wenn du Näheres zu unserer Reise in Costa Rica wissen möchtest und um Tipps froh wärst, melde Dich einfach.

www.inahaller.ch

Gastautor

Dieser Artikel wurde von einem Gastautor geschrieben. Infos am Ende des Artikels. Melde dich bei uns, wenn du auch einen Artikel veröffentlichen möchtest!

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