Eine Reise nach Costa Rica – kurz und intensiv?
Wir finden es irgendwie schade, dass die allermeisten Besucher in höchstens drei Wochen durch Costa Rica rasen, um möglichst alle bekannten (und oft überlaufenen) Touristen-Hotspots abzuhaken, und dabei vom Land nur wenig wirklich sehen und kaum Gelegenheit zu echten Begegnungen mit den Menschen haben, die hier leben.
Viele Leute haben nur kurze Ferien und wollen in dieser Zeit aus einer Costa-Rica-Reise das Maximum heraus holen. Das ist verständlich. Da sie das Land nicht kennen, müssen sie sich mangels besserer Optionen auf die Empfehlungen im Reiseführer verlassen, oder sie buchen gleich eine Package Tour. Eine andere Kategorie von Touristen verbringt gleich von vornherein fast die ganze Zeit im Hotel am Strand und sind damit sehr zufrieden.
In Europa herrscht zunehmend Unbehagen über diese Form von Ferntourismus, insbesondere im Lichte der Klimadiskussion. Ist es wirklich noch vertretbar, für einen so kurzen Besuch eine derart lange Flugreise anzutreten?
Alternativen
Es gibt aber immer mehr Leute, die eine aktivere aber gleichzeitig entspanntere Art von Tourismus suchen. Pura Vida, richtig verstanden, hat nämlich sehr viel mit Entschleunigung des
Lebens zu tun, und dafür ist Costa Rica das ideale Land. Viele der jüngeren Generation sind als Backpackers unterwegs und bleiben oft wochenlang an einem Ort, um vielleicht als Finca-Helfer oder in einem anderen Job zu arbeiten. Erstaunlich oft sind es Familien mit Kindern, die sich den Luxus einer Auszeit von mehreren Monaten gönnen, und einige davon hatten wir in unserer Finca zu Gast.
Langzeitaufenthalt – insbesondere im Pensionsalter
Bis jetzt hatten wir in unserer Finca nur wenige Langzeitbesucher, die sich schon im Pensionsalter befinden. Dabei hätten gerade die Senioren die Zeit und die finanziellen Mittel für einen längeren Aufenthalt. Einzige Ausnahme sind eine kleine Gruppe von Kanadiern, die regelmässig im Winter nach Costa Rica kommen und dann für einige Zeit bei uns wohnen. Unter den Nordamerikanern gibt es viele solche “Zugvögel”, die das Winterhalbjahr in wärmerem Klima verbringen.
Unter den Europäern sind es bisher eher wenige, die den ganzen Winter in Costa Rica verbringen. Über die Gründe kann ich nur berichten, was mir Besucher erzählt haben. Viele ältere Leute denken schon an einen längeren Aufenthalt, aber sie finden kein passendes Angebot, zumindest nicht eines, das preislich in vernünftigem Rahmen liegt.
Wenn sie nicht sehr reiseerfahren sind und zudem kein Spanisch sprechen, wollen sie sich lieber nicht sozusagen ins Ungewisse stürzen und die ganze Reise selber organisieren. Sie wünschten sich vor Ort eine Betreuung durch Personen, denen sie vertrauen. Und sie möchten ein Programm, das zwar flexibel sein soll, aber doch mit Fixpunkten, die als Orientierungshilfe dienen können. Oft wollen sie lieber nicht selbst autofahren, aber schon verschiedene Gegenden mit ihren lokalen Besonderheiten kennen lernen. Nicht zu vergessen ist, dass viele ältere Leute körperlich nicht mehr so mobil sind und erwarten, dass auf eventuelle besondere Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Und in jedem Fall gilt, dass ihre Reise und ihre Aufenthaltsorte möglichst ruhig, sicher und stressfrei sein sollen.
Wir arbeiten am Aufbau eines kleinen Netzwerks von Gäste-Fincas und Lodges, um auf diese Wünsche und Bedürfnisse ausgerichtete Aufenthalte anbieten zu können.
Zeit zum (Er-)Leben
Der grösste Luxus, den ein langer Aufenthalt bietet, ist viel Zeit. Dies eröffnet viele Möglichkeiten, die dem Durchschnittstouristen verschlossen bleiben. Dazu gehört die Chance, neue Fähigkeiten zu erwerben, seien es ein Sprachkurs oder Kenntnisse in tropischer Landwirtschaft. Und nicht zuletzt das süsse Nichtstun – einfach einen ganzen Tag lang in der Hängmatte liegen, ein gutes Buch lesen und die schöne Landschaft geniessen.
Für Sportbegeisterte gibt es viele Möglichkeiten, beispielsweise Velofahren, Touren zu Pferd, und natürlich Wandern bis hin zu richtigem Trekking. Baden in den Flüssen und im Meer gehört natürlich auch dazu. An einigen Orten sind Wellness-Aktivitäten und Yoga möglich, ebenso Sprachkurse in Gruppen- oder Einzelunterricht.
Bei Logis in einer Finca gibt es für Interessierte viele Möglichkeiten, tropische Landwirtschaft praktisch kennen zu lernen. Bei uns wären dies alle Arbeiten rund um den Kaffee- und Avocado-Anbau, an anderen Orten Kakao, Viehwirtschaft und vieles andere mehr. Ebenso können Hobbies wie Foto-grafieren (insbesondere in Kombination mit Vogelbeobachtung) und Fischen voll zum Zuge kommen.
Zum Besuch von touristischen Highlights in der jeweiligen Region ist natürlich auch Teilnahme an geführten Touren jederzeit möglich, beispielsweise Besuch von Nationalparks und grössere Touren auf den Flüssen und Kanälen.
Langzeitaufenthalt im Baukastensystem
Für einen Aufenthalt von mehreren Monaten, zum Beispiel zur Überwinterung, könnte sich optimalerweise auf mehrere kürzere Etappen aufteilen, die das Kennenlernen von verschiedenen Regionen ermöglichen.
Jede dieser Orte hat seine besonderen Reize und Attraktionen, die es zu entdecken und zu geniessen gilt. Einige liegen im Tiefland in Strandnähe, andere in mittleren Höhenlagen in den Bergen. Zur Auswahl bestehen verschiedene Landschaften und Klimazonen, die von Savanne über tropischen Trocken- oder Regenwald bis hin zum Bergwald an den Abhängen der hohen Vulkane reichen.
Um sich bei einem Aufenthalt von mehreren Wochen am selben Ort wohl zu fühlen, ist es wichtig, genug Platz zu haben. Also nicht in ein Hotelzimmer eingesperrt zu sein, sondern sich in einem Bungalow oder einer Wohnung mit mindestens zwei Zimmern und oft auch eigener Küche einrichten zu können, mit eigener Terrasse und/oder direktem Zugang zum Garten.
Es gibt eine Reihe von Fincas und kleinen Lodges (darunter auch wir), die sich auf die Aufnahme von Langzeitgästen spezialisiert haben und entsprechend eingerichtet sind. Viele bieten auf Wunsch auch Mahlzeiten an.
Für viele Reisende, gerade auch für die älteren Semester, ist es wichtig, immer eine Ansprechsperson zu haben, mit welcher sie sich gut verständigen können, und die sie mit Rat und Tat unterstützt. Es ist daher von Vorteil, wenn die Vermieter entweder selber aus dem deutschen oder englischen Sprachraum stammen oder zumindest eine dieser Sprachen gut beherrschen.
Für Gäste, die nicht selber autofahren möchten, bieten die meisten Gäste-Fincas und Lodges auch lokalen Transport an, zum Bespiel zum Einkaufen, und können auch Exkursionen sowie den Transfer zum nächsten Aufenthaltsort organisieren.
Langzeitaufenthalt zur Auswanderung auf Probe
Potentielle Auswanderer nach Costa Rica sollten sich unbedingt die Zeit nehmen, Land und Leute gründlich kennen zu lernen, bevor sie sich entscheiden, den grossen Sprung zu wagen. Zu Recht wird dies im Tropenwanderer mehrfach empfohlen.
Ein Lanzeitaufenthalt der beschriebenen Arbeit zum “Probewohnen” in verschiedenen Regionen des Landes. Auf diese Weise ist es möglich, verschiedene Klima- und Vegetationszonen kennen zu lernen und deren Vor- und Nachteile selber zu erleben. Ebenso ist es erst nach einiger Zeit möglich zu beurteilen, ob man die Nähe zu einer grösseren Stadt braucht oder gut auf sie verzichten kann, ebenso welche Bedeutung einer grössere oder geringeren Verkehrsdichte zukommt, und andere Faktoren mehr. Vielleicht merkt manch einer, dass die Nähe zum Strand vielleicht nicht das wichtigste Kriterium ist, und fragt sich, ob nicht angenehme Temperaturen (daher keine Klimaanlage erforderlich), Ruhe und Aussichtslage ebenso wichtig sein könnten.
Der Aufenthalt bietet auch Gelegenheit, den Immobilienmarkt an verschiedenen Orten in aller Ruhe zu studieren und zu vergleichen, und Ausländer, die sich dort angesiedelt haben, kennenlernen, um von deren Erfahrungen zu lernen.
Edi und Cristina
Seit 2013 leben wir in der Nähe von Turrialba hoch oben an einem Hügel in bester Aussichtslage. Als Hobbybauern produzieren wir Kaffee, allerlei Früchte und Gemüse, und halten Hühner und Enten. Wir freuen uns über Besucher, insbesondere über solche, die für ein paar Wochen in unserem Gästehaus wohnen wollen. Im Haupthaus gibt es noch Platz für weitere Gäste. Je nach Lust und Laune kochen und essen wir gemeinsam oder unternehmen zusammen Ausflüge. Falls jemand Freude am Gärtnern oder an Tierhaltung hat, beteiligen wir sie/ihn gern an den täglichen Arbeiten in unserer Finca.
Leuten, die sich in unserer Gegend ansiedeln wollen, geben wir gerne unsere Erfahrungen weiter und helfen mit Ratschlägen.
Es ist uns ein Anliegen, Tourismus der “sanften” Sorte zu fördern. Wir sind am Aufbauen eines kleinen Netzwerks von ähnlichen Stützpunkten für Reisende, die sich Zeit nehmen.
Wie wir bei der Planung helfen können
Falls Sie sich für einen längeren Aufenthalt der beschriebenen Art interessieren, fragen Sie uns bitte an. Wir helfen gerne mit Ideen und Vorschlägen. Es hilft uns bei der Planung, wenn Sie uns mit Ihrer Anfrage die gewünschte Reisezeit und -dauer sowie bevorzugte Regionen und Aktivitäten mitteilen. Wir halten Kontakt mit einer Reihe von Gäste-Fincas und Lodges und können sicher das Gewünschte finden.
Edi Brunner
edwin@gentecontiempo.net
www.gentecontiempo.net
0 Kommentare